Konsequenz

Konsequenz

7.4.22

Ein Hund braucht eine konsequente Erziehung. Das wissen alle Hundekenner. Aber was heisst «konsequent» überhaupt? Leider wird Konsequenz oft mit Strenge verwechselt. Doch damit hat es nichts zu tun. 

Konsequenz hat viel mit Verantwortung zu tun, Verantwortung gegenüber seinem Hund und gegenüber sich selbst als Hundehalter. Ein verantwortungsbewusster Halter weiss, dass das Verhalten und das Wohlsein des Hundes von ihm abhängen. Jede Entscheidung, die man trifft, wirkt sich am Ende auf den Vierbeiner aus. 

Ein gutes Beispiel für Konsequenz ist das Sofa. Dürfen Hunde aufs Sofa? Viele ja, und das ist auch ok. Man ist aber nicht automatisch inkonsequent, wenn man heute dem Hund erlaubt, zum Kuscheln aufs Sofa zu kommen und morgen nicht. Es sollte dann aber konsequent in der Entscheidung des Halters liegen, ob der Hund aufs Sofa kommt oder nicht und der Hund muss die Entscheidung so oder so akzeptieren. Wenn man dann nein sagt, der Hund springt aber trotzdem aufs Sofa und man lässt ihn, dann ist es inkonsequent.

Lässt man den Hund im Sitz warten, bis zum Beispiel ein Gegenstand für die Suche versteckt ist, und der Hund das kennt, dann sollte man darauf beharren, dass er in der Position am selben Ort wartet, bis man zurück ist. Es gibt da wahre Künstler, die sich Stück für Stück vorwärts arbeiten oder einfach wieder aufstehen. Hier lohnt es sich, genau zu sein und den Hund immer wieder auf die Ausgangsposition zurückzubringen und die Übung von vorne zu beginnen. Klappt es gar nicht, ist es ein Zeichen dafür, dass diese Übung für den Hund zu schwer ist. Hier kann man an anderen Faktoren arbeiten, um trotzdem auf dem Kommando zu bestehen. Man kann zum Beispiel die Distanz zum Hund verkleinern oder die Wartezeit verkürzen. Und trotzdem ist man konsequent, weil der Hund am ursprünglichen Platz warten musste. 

Timing ist essenziell für ein erfolgreiches Training. Auch hier gehört viel Konsequenz dazu. Verpasst man den Zeitraum für eine Verstärkung, ist das Training wirkungslos. Hier muss man vor allem an sich selbst arbeiten, damit der Mensch die Konsequenz durchziehen kann und richtig belohnt. 

Konsequenz in der Erziehung bedeutet unter anderem, dass man etwas dem Hund konsequent kleinschrittig beibringt. So dass er eine Chance hat, es zu verstehen und richtig zu lernen. Lernt ein Hund etwas auf diese Art und Weise, hat er auch eine faire Chance, das Gewollte später in der entsprechenden Situation abzurufen. Konsequenz beim Thema Hund bezieht sich aber nicht nur auf die Erziehung. Man hat sich für einen Hund entschieden, also kümmere ich mich ganzheitlich um ihn. Ich achte auf sein Wohl, auf die Pflege, die er braucht und höre nicht einfach damit auf. Ich lasse mich konsequent auf ihn ein und akzeptiere ihn als Begleiter, als Hund. 

Konsequenz bedingt, dass man sie in allen Bereichen anwendet. Es fängt zu Hause an. Ein Hund braucht klare Regeln und Leitplanken. So weiss er genau, was er darf und was nicht. Das gibt ihm ein Gefühl der Sicherheit und dass er dem Besitzer vertrauen kann. Denn so läuft er nicht Gefahr, dass er mal etwas macht, dies aber negative Konsequenzen hat, am nächsten Tag aber ist es ok. Draussen gelten diese Regeln auch und weitere kommen dazu. Wenn man etwas vom Hund verlangt, sollte man dies durchsetzen. So sagt es die Konsequenz. Doch es gibt auch Situationen, in denen es mehr Wert hat, wenn man erkennt, dass das Verlangte nicht möglich ist. Gibt man ein Kommando, der Hund weigert sich aber, dieses auszuführen, kann das verschiedenen Gründe haben. Man sollte sich darüber Gedanken machen, wieso der Hund es nicht macht. 

  • Kennt der Hund das Kommando nicht ausreichend?
  • Sitzt das Kommando nur in einer bestimmten Umgebung?
  • Ist der Hund abgelenkt?
  • Hat er Schmerzen?
  • Ist der Hund überfordert?
  • Fühlt er sich unwohl?

In all diesen Situationen war es von Vornherein falsch, das Kommando zu geben. Der Hundehalter sollte sich vorgängig immer überlegen, kann mein Hund das Verlangte gerade leisten? Wenn ja, kann ich ein Kommando durchsetzen. Wenn nein, ist es sehr kontraproduktiv, auf eine Ausführung zu beharren. Dadurch werden nur Hund und Halter frustriert. Natürlich muss ein Hund auch mal unangenehme Situationen aushalten können. Der Mensch sollte in diesem Fall aber eher begleitend und unterstützend für den Hund da sein und ihn nicht noch in einen grösseren Stress bringen. Diese Situation vermeidet man, in dem man seinen Hund kennt. Lernt ihn zu lesen, wisst, was ihn überfordert und was er gut kann. Ein Hund darf seine Grenzen aufzeigen und es ist an uns, diese zu erkennen, zu respektieren und die Situation entsprechend für den Hund zu meistern. Der Hund vertraut darauf, dass man ihn nicht in eine unangenehme Situation bringt. Das ist viel Beziehungsarbeit. Beziehung braucht konsequentes Einhalten der Spielregeln, aber auch Voraussicht in den Situationen. Es geht nicht um ein Machtverhältnis, sondern darum, dass der Hund uns vertraut und weiss, dass wir gut entscheiden. 

Konsequenz bedeutet also nicht, etwas durchzusetzen, komme was wolle. Es bedeutet Selbstreflexion. Man sollte nicht stur geradeaus gehen, sondern einsehen, wenn die Situation eine Extraschleife braucht. Dies zeigt dem Hund, dass er sich auf uns verlassen kann.