Hundebegegnungen

Hundebegegnungen

23.6.22

Es gibt immer mehr Hunde in unserer Gesellschaft. Das heisst, dass jeder Hund immer weniger Raum zur Verfügung hat. Dies bringt automatisch Konfliktpotential mit sich. Denn nicht jeder Hund ist dafür gemacht, mit anderen auf engstem Raum zu leben. Hundebegegnungen lassen sich also längst nicht mehr vermeiden. Daher wäre es wünschenswert, dass jeder in Hundebegegnungen so absolvieren kann, dass es gewinnbringend für beide Parteien ist. 

Leider muss ich immer mehr feststellen, dass der Egoismus und die Respektlosigkeit in Hundebegegnungen überhandnehmen. Man kommuniziert nicht mehr, man macht einfach das, was für den eigenen Hund am besten scheint. Und sehr oft deckt sich leider die Vorstellung der Menschen nicht mit dem der Hunde. In solchen Situationen merkt man auch ganz stark, wie wenig die Besitzer ihren Hund zum Teil kennen und richtig einschätzen können. Die Körpersprache kann überhaupt nicht gedeutet werden. Manchmal fragt man sich wirklich, wie leichtsinnig und ohne Wissen Hunde angeschafft werden und wie beratungsresistent einige Leute sind. Die leidtragenden sind aber schlussendlich immer die Hunde. 

Es ist für Hunde nicht natürlich, dass sie ständig mit fremden Artgenossen interagieren müssen. Genauso unnatürlich ist es für sie, dass sie frontal auf einen anderen Hund zulaufen müssen. Doch in genau diese Situationen zwingen wir unsere Vierbeiner tagtäglich. Natürlich gibt es Hunde, die damit kein Problem haben. Es gibt aber auch ganz viele, denen das zu viel ist. Und das sollten wir alle respektieren. 

Hunde an der Leine

Kommt uns ein angeleinter Hund entgegen, ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man den eigenen Hund auch anleint. Man muss auch nicht darüber diskutieren, wieso der andere Hund nicht frei laufen darf. Er könnte krank, ängstlich, im Training, aggressiv oder verletzt sein. Der genaue Grund geht uns nichts an. Unser Hund wird es überleben, wenn er ihm nicht «hallo» sagen und nicht mit ihm spielen darf. Wir sollten froh sein, dass der andere Hundebesitzer offensichtlich reflektiert genug ist, und seinen Hund verantwortungsvoll an der Leine führt. Wir sollten ihm also das Leben nicht schwerer machen und ihm respektvoll seinen Raum geben. Von Hundekontakt, wenn die Hunde an der Leine sind, wird generell abgeraten. Die Leine schränkt die Körpersprache extrem ein und gibt dem Hund keine Möglichkeit sich der Situation zu entziehen. Ausserdem birgt die Leine ein grosses Verletzungsrisiko. Die Hunde könnten sich darin verheddern. Das kann wiederum zu Aggressionen führen. Natürlich kostet es nichts, wenn man den anderen fragt, ob die Hunde ohne Leine Kontakt haben können. Wird dies aber verneint, sollte man das akzeptieren, ohne grosse Diskussion. 

Leinenaggression

Da sich viele Hundebesitzer nicht an das obige Schema halten, kommt es immer wieder zu unschönen Situationen. Das Resultat sind oft leinenaggressive Hunde. Hunde, die eine grosse Erwartungshaltung an der Leine haben und Hunde, die schlechte Erfahrungen an der Leine gemacht haben werden früher oder später leinenaggressiv, wenn man nichts dagegen unternimmt. Der Frust oder die Angst prägen sich ein und ihnen bleibt nur noch einen Ausweg. Nämlich ein lautstarkes und aggressives Verhalten zu zeigen, sobald ein Artgenosse auftaucht. Jeder, der einen leinenaggressiven Hund hat, weiss, dass das kein Zuckerschleck ist. Oft geht es so weit, dass die Besitzer grosse Lasten auf sich nehmen, um jedem Hundekontakt auszuweichen. Manche gehen nur noch nachts raus oder fahren an abgelegene Orte. Deswegen ist es wichtig die Stressanzeichen des Hundes zu erkennen und von Anfang an darauf zu reagieren. Oder, wenn es bereits zu aggressiven Situationen gekommen ist, sich einen erfahrenen Trainer suchen, der hilft, das Problem zu verstehen und eine Lösung zu finden. 

Reibungslose Hundebegegnung

Nicht jeder Hund möchte Kontakt. Das müssen wir respektieren. Denn sonst wird dieser Hund immer der Verlierer in einer Situation sein, die er sich nicht selbst aussuchen würde. Daher müssen wir nicht nur unseren eigenen Hund einschätzen, sondern auch den anderen. Vor Hundekontakt den anderen Besitzer fragen, verhindert unschöne Szenen. Dem eigenen Hund und dem anderen Raum geben erleichtert die Kommunikation unter den Hunden. Denn normalerweise würden Hunde in einem leichten Bogen aufeinander zugehen und nicht frontal. Hat ein Hund Mühe mit Hundebegegnungen ist es umso wichtiger, dass er, wenn immer möglich seine Individualdistanz bekommen kann. 

Treffen zwei freilaufende Hunde aufeinander muss man ebenfalls die Körpersprache im Blick haben. Ist der eigene Hund zu forsch, muss man ihn bremsen. Wenn man merkt, er belästigt den anderen und gibt ihm keinen Raum, obwohl der andere das möchte, muss man ihn stoppen. Der alte Spruch von wegen «Die regeln das unter sich!» ist längst Geschichte. Hunde regeln das schon. Aber im Ernstfall kann das ganz böse enden. Und das kann keiner wollen. «Mein Hund tut nichts!» - auch so ein Spruch, den man oft hört. Wäre ja noch schöner, wenn er ohne Leine läuft und doch etwas tut. Nur leider ist es ein sehr weiter Begriff von «der tut nichts». Nur weil ein Hund nicht gleich zubeisst, heisst das noch lange nicht, dass es für den anderen Hund nicht unangenehm sein kann. Hat ein Hund gelernt respektvoll mit anderen Hunden zu sein, kann das für beide Seiten sehr gewinnbringend sein. Denn für Hunde ist es wunderbar, wenn sie auch mit Artgenossen den Sozialkontakt pflegen können. Wird ein Kontakt zu wild oder zu unkontrolliert, hilft es, wenn man die Hunde aus der Situation holt und ihnen Zeit gibt, die Energie wieder runterzufahren. Auch anfängliches gemeinsames an der Leine laufen, hilft vielen Hunden, da sie den anderen Hund auf Abstand kennen lernen können. Zudem können sie bereits die Energie etwas senken, damit sie nicht völlig hochgedreht aufeinander treffen.

Gelbes Signaltuch

Wusstet ihr, dass ein gelbes Tuch um den Hald oder an der Leine signalisiert, dass dieser Hund keinen Kontakt möchte? Achtet darauf bei Begegnungen mit dem Hund. Klarer kann man es nicht ausdrücken und die gilt es zu respektieren. 

Wenn Hunde passende Artgenossen treffen und mit ihnen die Welt erkunden können, ist dies wunderbar. Es sollte aber für alle stimmen, nicht nur für den einen Hunde, der unbedingt jedem hallo sagen möchte. Nehmt Rücksicht auf andere, stellt euren Egoismus zurück und achtet genau auf euren und auf die anderen Hunde, damit man frühzeitig eingreifen kann. Wir sind es den Hunden schuldig, dass wir die Situationen richtig einzuschätzen lernen und sie nicht in unangenehme Begegnungen zwängen. Wenn euer Hund andere Hunde gerne mag, dann verabredet euch mit anderen Leuten, geht gemeinsam spazieren oder achtet bei fremden Hunden in der Begegnung darauf, dass euer Hund auch höflich agiert. So hat euer Hund wirklich Spass. Ausgewählter und guter Hundekontakt ist viel wertvoller, als wenn der Hund einfach mit jedem befreundet sein muss. Sind wir ja auch nicht. Und ich verspreche euch, nur weil euer Hund an einem anderen ohne hallo sagen vorbeigehen muss, wird er nicht unglücklicher sein.